20 Jahre Großarl
von Alex Fuchs

Es sind nun zweiundzwanzig Lenze – da überschreiten wir die Grenze
von Deutschland hin nach Österreich – um dann auf Pisten elfengleich
bergab zu schwingen elegant – ins Tal der Almen, ein Garant,
für Stimmung, Schnee und gutes Wetter – und Fahrvergnügen uff de Bretter,
egal ob zwei oder nur eins – in Grüppchen oder auch alleins.
Doch weil mir sehr gesellig sinn – fahrn mir stets in der Herde hin,
am Anfang noch im Bettenpferch – ganz obbe uffm hohe Bersch,
um abends in der Harbachhütte – uns ganz alleine vollzuschütte.
Mir hatte leider net bedacht – daß wenn se kommt die dunkle Nacht,
die annern die wo mitgefeiert – um zehn dann sind ins Tal geeiert.
Dann herrschte Ruhe wie im Grab – und unten ging die Luzie ab.
Im zweite Jahr so gegen oins – ist abgefahren unser Hoinz
mit seine kleine kurze Schiern – ums Nachtleben zu eroiehrn
und kam beim erste Hahneschei – befriedigt zu de Tür enei.
Er hat bericht von Diskotheke – vom Nachtleben und desdewege
rät schon alleine die Vernunft – mer braucht im Tal ne Unnerkunft.
Im neue Hochglanzskiprospekt – wurd unsre Neugier dann geweckt,
eine Pension, ganz neu erbaut – die Eheleute, frisch getraut.
Am Efte Achte dreiundneunzisch – wurd angefragt, damals noch freundlich
ob denn im neue Haus wär Platz – vier Mann allein – und ohne Schatz.
Adressiert war das tatsächclich – Großarl, Markt zwo zwoundsechzig
doch ohne Grund und ohne Sinn – an eine Frau Viehhäuserin.
Die hat dann auch gleich wisse lasse – da wär noch Platz des könnte passe.
Im Nachhinein ist ihr wohl klar – daß des en Riesenfehler war,
denn die vier Bube ausem Norde – warn nur die Vorhut einer Horde
von Büffeln, die zuhause warte – weil sie noch keinen Derfschein hatte.
Doch als jene warn zurück – da wurd bericht vom Buchungsglück,
von Wirtsleut fast im gleichen Alter – von Wirt und Wirtin, die de Schalter,
auch umgelegt und ungelogen – mit durch die Hütten sind gezogen.
Ja selbst auf Schi sah man die Beiden – Ihr Leut was warn das noch für Zeiten.
Wobei ich bin ja wirklich froh – und ganz bestimmt ist‘s besser so,
denn Karl mit Alhohohl auf Ski – da streckte es so manchen hie,
stupf umgeafahrn mit scharfer Kante – weil deppert umanand gestande,
hat er diverse Leut bei Nacht – und mich beschleicht ja der Verdacht,
daß wesche solcher Vollidiode – das Nachtabfahrn wurde dann verbote.
Ich main damit net all die Volle – die wo sich Nachts auf Pisten tolle,
Ich mein die Leut die Nachts um zehn – Besoffene im Weg rumstehn.

Jetzt gibts für Neue in der Herde – stets eine kleine Sprachbarriere,
die so wie es die meisten finden – nicht einfach ist zu überwinden.
Doch die mit mindestens vier Stern – die übersetzen jenen gern,
was man durch reichlich Phantasie – gelernt mit Fleiß und Schweiß und Müh.
Kriegt man zum Beispiel ei gedotzt – hier wird man halt's Roan obifotzt.
Der Satz „hoits Mei und scher di her“ – ist eine Ladung zum Verzehr,
der edlen Brande aus dem Haus – und vor halb drei kommt keiner raus.
Speziell am Ankunftstag ist's Pflicht – bis spät zu sitzen in der Kich.
Die „Kuchel“ wird sie hier genannt – was auch nicht jedem ist bekannt,
der dann noch ne Erklärung braucht – warum denn eine Kugel raucht.
Wenn man dann meint man hätts geschafft – und meint mer hätt die Sprach gerafft,
dann war es erst der Anfang nur – man braucht das Großarl Abitur.
Nur dann hat man es wirklich druff – Konversation mit Karl – im Suff.
Da heiß es Ohrn gespitzt und lausche – und filtern aus dem Sprachgerausche,
vertraute Laute oder Worte – die dann versucht man einzuordne,
Zusammenhänge zu erkenne – und dann noch Spreu vom Weize trenne.
Weil sonst wenn der Karl verstummt – der eigne Schädel nur noch brummt.
Doch hier ein Tip an die Novize – die hier im Auditorium sitze,
von einem der vier Sterne hat – und bitte folgt dem guten Rat,
an beste, wenn ihr Unschuld mimt – mit einem knappen „Ja des stimmt“.
Und falls der Karl die Augen dreht – und sagt „Der Depp versteht mi net".
dann übersetzen wir für alle – den letzte Satz den läßt mer falle,
in Worte die ein jeder kann: – die Gläser hoch und „Zamm Zamm Zamm“
Doch sind diese Worte nur – ein Bruchteil Großarler Kultur.
Und will mer sein kein wilder Wilde – muß man sich stetig weiterbilde.
Drum sieht man oft ein paar der Bube – im Picolo und Wurzelstube.
Da heißt es still sich hingesetzt – und uffgebasst was man so schwätzt.
Und ordert dann bei dene Leute – am beste nur mit Fingerdeute.
Damit net grad ein jeder weiß – „Dahint im Eck, des is a Preiß!“
Fühlt man sich sicher mit de Zeit – dann ist´s auch mit de Sprach soweit.
Da hebt mer dann das Glaserl hoch – und spricht flugs: „Oaner putz I noch!“
Doch Rotwein im null/zwei Gebinde – das wird man hier so schnell net finde
Hier trinkt man und wen wundert das – aus einem null/fünf Wasserglas.
Und hier wird auch net fein genippt – des wird uff einmal neigeschitt.
Und wenn man dann noch nix kapiert – ist man wohl nicht sehr talentiert
Mir ham e paar in unsrer Mitte – ich sach nur „kleines Weizen bitte“
Doch es naht Hilfe liebe Leit – man hört net besser mit der Zeit,
Im Gegenteil es kommt die Stund – scheinbar bewegt sich nur den Mund,
da muß man dann auch nix mehr saache – man nutzt einfach die Zeichensprache,
denn die ist international – in Frankfurt, Hüttschlag und Großarl.

Nun ist die Gerli auch sehr reinlich – es ist ihr deshalb auch stets peinlich,
wenn das geliebte Domizil – verschandelt wird durch Schmutz und Mûll.
Am ersten Tag so muß es sein – die Zimmer uffgerâumt und rein,
und ist der Blick auch noch so skeptisch – die Dusch, das Klo, stets antiseptisch.
Das alles ändert sich jedoch – mit uns, mit jedem Tag der Woch.
Die Waschbecke, die sind verschmiert – und überall liegt unschenniert,
als wenns des Sofa wär vom Hempel – de ganze Wasserbüffelkrempel.
T-shirts, Strümp und Unnerhose – weg ist der Duft von Aprikose,
man registriert ein leichtes Müffeln – es riecht nach Vieh, speziel nach Büffeln.
Und wegen diesem Moschusduft – und der hormongeschwängert Luft,
da haben wir vor langer Zeit – die Wirtin von der Pflicht befreit,
die Zimmer morgens aufzuräumen – weil sowas fuhrt zu feuchten Träumen,
bei weiblchen Vermieterinnen – die sind dann immer wie von Sinnen,
und leidtragend in diesem Fall – ist dann der Ehemann, der Karl.
Der muß tagsüber mit nem Haufen – von Wasserbüffeln Schnäpse saufen,
und abends nach den ganze Schoppen – auch noch die geile Gerli poppen.
Wobei mer ja beim Thema wär – beim Poppe, sprich Geschlechtsverkehr.
Weiber haben Nachts im Bett – darf nur der Karl allein, mir net.
Auch nur die eigen Ehefrau – ansonsten gilt mer hier als Sau.
Es stellte sich schon früh heraus – es existiert in diesem Haus,
ein sehr bedeutend Sachverhalt – In diesem Haus wird net geknallt!
Das gilt und ist hier anzuführn – sowohl für Weiber als auch Türn.
Jetzt kann man aber eben diese – auch leise öffne, oder schließe.
Und nur um Fragen zu vermeide – das gilt im Übrigen für Beide.
So hat man schnell den Bogen raus – Kommst du des Nachts allein nach Haus,
so sing ein Lied aus voller Lung – und schließ die Tür mit festem Schwung.
Schließt du die Tür jedoch bedächtig – des is von vornerein verdächtig,
und höchstwahrscheinlich wirds so sein – die alte Sau ist nicht allein.
Wer das denn war, ihr liebe Leit – da schweigt des Dichter Höflichkeit,
doch schaut mal einfach in die Rund – denn mann erkennt die alten Hund,
ohne daß man nähres kennt – am rote Kopp und feuchte Händ.
Und deshalb, Gerli glaube mir – die ganze Sache mit de Tür,
ist ist lediglich ein kleines Zeichen – daß wir niemals vom Pfad abweichen,
und hat‘s dann 16 mal gekracht – dann heißt es endlich gute Nacht,
Sinn alle da und alle brav – jetzt noch ´ne Stunde ruhigen Schlaf,
denn dann sitzt schon, man glaubt es kaum – der Manni Kling im Frühstücksraum.
als erster so wie jeden Tach – die annern komme nach und nach,
der Letzte kommt mit rote Auge – so gegen zwölf, geht erst mal rauche,
und trinkt sie ohne Widerwille – die Viehauser Spezialmarille.

Der Raum, in dem man morgens ißt – der immer pico–bello ist,
Er ist stets sauber, immer fein – mer kônnt auch sagen, klinisch rein.
Ja selbst die Tische ungelogen – die sind mit Plastik überzoge,
Und dienen soll das Zeug als Schutz – für Tischdecke und gegen Schmutz.
Nur wehe wenn man unbedacht – den Laptop hat mit obi bracht.
Den so zu stelle uff de Tisch – das endet mit em mords Gekrisch.
Mer muß e Decksche unnerlesche – und des is nämlich desdewesche,
ich glaub die hat ein an de Waffel – de Schutz zu schütze vorm Geraffel!
Und Backe kriegt sie auch ganz rote – bei Fussel uffm Teppichbode.
Und ist der Schnipsel noch so klein – er wird, kommt sie zur Tür hinein,
ganz ohne Schaufel, ohne Besen – mit spitze Finger uffgelese.
Darüber wurd schon oft gelacht – und drum ham wir uns auch gedacht,
damit sie schön beweglich bleibt – wird jeden Morgen, zu der Zeit
in der sie in der Küche steht – en neue Schnipsel ausgelegt.
Das geht nun schon seit vielen Jahr – und heut, heut wirst du es gewahr,
die ganze Fussel uffm Bode – sind von de Frankfurter Idjode,
jetzt könne mer ja drüber redde, gemacht aus den Papierserviette.
Wie kann man denn nur so gemein – zu seiner Zimmerwirtin sein,
so fragt sich der der außen steht – weil er das ganze nicht versteht,
Doch wenn mal wirklich nix passiert – bekommt mans gleich aufs Brot geschmiert,
dann kommt von Gerli eiseskalt – „Wos is, nix los, ihr werds ja alt.“
An diesem Spruch da kann man sehn – das is e hausgemacht‘ Problem.
Ob abgehackte Händ im Dippe – ob zugeklebte Wetterstrippe,
selbst Viehhausers Pension als Puff – da regt sich wirklich keiner uff,
man ist da eher amüsiert – weil endlich wieder was passiert,
denn lieber auf die Kacke haun – als abends friedlich Tatort schaun.
Doch wird sich auch mal revanchiert – dem Buddy mal de Kopp rasiert,
der hat zwar net so recht gelacht – mit der verlornen Haarespracht,
Die Haar sind wieder da, erfreulich – wenn auch inzwischen eher gräulich.
Doch merke: Scherze in Großarl – sind eher derb und rustikal
und jeder Scherz in Österreich – kommt nem verletzten Körper gleich.
Ich denke heute noch an den Flaps – mit dem Scheiß Peperonischnaps,
der weil ziemlich übel schmeckte – den Präsidenten niederstreckte.
Doch niemals ärgen ist das Ziel – und außerdem da gilt der Deal:
Für alles was man uns antut – ham wir dann zehnmal Rache gut,
Ich hätt da auch schon ne Idee – wenn ich so in die Zukunft seh
Mir bringe einfach Weiber mit – und die Tür , die kriegt nen Tritt.

Doch sei bemerkt an dieser Stell – Strohwitwer ist nicht Junggesell.
Und zwickts auch kräftig in der Lende - bei uns heißt es: Fissematente,
die kommen nur für die in Frage – die keinen Ring am Finger trage.
Die meiste ja die wissen es – Damen, das bedeutet Stress.
Das kann, so zeigt ein Einzelfall – auch enden mit nem Riesenknall,
wenn man vom Gipfel kommt zu spät – zum abendlichen Tete-a-tete
und dann von Armors Pfeil beflügelt – in eine Pistenraupe bügelt,
Auch haben Damen oft zur Folge – daß fiktive schwarze Wolke,
lokal begrenzt, spontan enstehn – und Büffel nur den Ausweg sehn,
bei einem solchen schlimmen Wetter – zu opfern sich als Lebensretter.
Auch sah man manchen alten Knabe – mit gockelhaftem Balzgehabe,
des Hohn und Spottes gar nicht bang – ganz elegant am Technikhang.
Dann gibts noch einen in der Runde – der damals frei und ungebunde,
bezüglich dene Frauenzimmer – galt als besonders schlimmer Finger
der nur das Hochgebirge liebt – weil es da keine Bäume gibt.
Der fand so manche Liebelei – die, nachdem gezählt bis drei,
noch immer in de Gegend stand – weil sie kein Baum zum flüchten fand,
versenkte dann den Büffeldödel – gestärkt von uffgewärmte Knödel.
Nur einer bleibt hier ungeschoren – denn ich hab feierlich geschworn,
nie mehr etwas hervor zu kramen – von Dame mit Prinzessinnamen.
Ereignisse die unvollendet – die werden hier auch nicht verwendet,
Zum Opfer fiel dem roten Stift - de klaane Zaun am Sessellift.
Doch sinds nicht nur Fissematente – weswegen man zu Hause schennte,
So mancher werte Wasserüffel – bekam schon einen Riesenrüffel,
nur weil durch dünne Luft verwirrt – die Damen aud der Alm umschwirrt
und avanciert zum Frauenschwarm – mit dem erprobten Büffelcharm.
Nur leider dann noch nonchalant – uff Foto oder Fim gebannt.
Es ist ja prinzipiel egal – doch eigentlich ist´s asozial,
denn ich, ich hab am End die Last – damit´s ins Uraubsalbum passt,
zu retouschiert die ganze Weiber – weit weg von unsre Büffelleiber.
Doch sollt ich eigentlich net klage – es kommen sicher annern Tage,
da wern dann leicht nach vorn gebeugt – die Mädcher nur von Fern beäugt,
die Händ die stütze dann de Rücke – anstatt die Mädels fest zu drücke,
Und ich muß Stunden investiern – und Letztere enei montiern.
Denn sonst gerät man in Verdacht – mer hätte obbe übernacht.
So wie die erste beide Jahr – doch eins das ist wohl sonnenklar
Da gehn mer sicher net mehr hin – mir schwörn auf die Viehhäuserin!
Auf Karl und seine Frau Gerlinde – mer nuß erstmal was Bessres finde,
denn selbst das noble Edelweiß – das intresiert uns einen Scheiß.
Lockt auch so manche Luxussuite – da mache mer erst recht net mit,
Mir brauche keine Nobelbunker – kei Leut mit Schlips und dicke Klunker,
kein Sektempfang kein Mordsbüffeh - mir finde annern Sache schee,
kei Cocktailparty, Bad mit Schaum - kein Schwimmingpool, kein Saunaraum
Denn besser ist, so finde ich – en Uffgewärmte in de Küch.
Da muß man ebenfalls oft schwitzen, doch net auf harte Bänke sitze,
und nur die Deppen, nur die Doofen, die schütten Schnaps in einen Ofen.
Und selbst ein Dampfbad in der Nacht – das ist auch hier ganz schnell gemacht.

Jetzt heißt der Schuppe ja Pension – da hab ich auch das Stichwort schon,
denn hält das Haus bei weitem nicht – was dieser Name uns verspricht.
Denn hier gehört noch investiert – auch hier und da mal renoviert,
damit mer hier als alter Mann – beschwerdefrei noch wohne kann.
Zuerst da steht auf meiner Liste – weil schlecht zu Fuß und dicke Kiste,
ich sag es mal so frei heraus – en Treppenlift ins Treppenhaus.
Auch werd mer ja dann öfter krank – und drum gehört da uff den Schrank
anstatt der ganze Leckereie – en Karton voll mit Arzeneie.
Dann statt einer Highspeed Leitung – die neuste Apothekerzeitung,
gelegt am Morgen, das wär klasse – gleich neben unsre Schnabeltasse.
Auch würde ich an eurer Stelle – so Bette nehmen, zum verstelle,
ferngesteuert und elektrisch – ansonsten wirds am Morgen hektisch,
und man war, ich sags mal so – noch vor dem Aufstehn auf dem Klo.
Doch auch die günstige Version – wir hatten sie vor Jahren schon,
kann hier verwendet wern anstatt – ich mein dei doofe Gummimatt.
Nur der Kühlschrank, hier der Weiße – ist sicher auch etwas für Greise,
da schleifen wir uns gerne hin – zu Dr. Stiegels Medizin
Doch haben wir bestimmt noch Zeit – es ist noch lange nicht so weit,
ich wollt ja nur mal weiterdenken – um alles in die Bahn zu lenken,
damit wir auch in zwanzig Jahren – gemeinsam in den Süden fahren,
ins Großarltal mit morsche Knoche – und stets im Jenner, dritte Woche,
und wenn mer euch auch nur besuche – verlasst euch drauf, könnt schon mal buche